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LET’S TALK ABOUT

Trennungen

Besonders schmerzvoll und schwerwiegend ist die Trennung vom Partner, wenn Kinder involviert sind. Zerstören wir mit unserer Trennung das Leben des Kindes? Wie wird unser Kind die Trennung verkraften? Bricht für unser Kind jetzt eine Welt zusammen? Als Elternteil stellt man sich Fragen über Fragen und stellt sich oft auch hinten an, um dem eigenen Kind kein Leid zuzufügen.

Dies war auch bei Sindy der Fall, mehr davon in ihrer Kolumne.

Wir haben getrennte Elternteile gefragt, wie die Trennung bei ihnen verlaufen ist:

Sonja, 42 Jahre alt, seit 2 Jahren geschieden, 2 Kinder

Mein Mann und ich haben uns vor ca. 2 Jahren scheiden lassen. Unser Sohn war damals 16, unsere Tochter 10. Wir haben uns in der Schule kennengelernt, er war mein erster richtiger Freund und Partner, wir kannten uns in- und auswendig. Mit den Jahren wurden wir ein richtig gutes Team, wir wollten beide eine große Familie, Haus, Garten und Hund. Und eine Zeit lang lief auch alles in diese Richtung. Die Dynamik unserer Beziehung änderte sich erst, als wir gemerkt haben, dass wir abseits der Kinder nicht mehr wirklich viele Gesprächsthemen hatten. Wir redeten immer weniger miteinander, entwickelten uns immer mehr auseinander und mussten uns irgendwann der Frage stellen:

Sind wir eigentlich noch ein Ehepaar oder nur noch Freunde? 

Ja, es war schmerzhaft, mit Kindern sagt man nicht so leicht, ok, wir habens versucht, aber es hat als Liebespaar nicht funktioniert. Wir waren bei der Eheberatung, um den Funken zwischen uns wieder zu finden. Wir haben stundenlang miteinander geredet und versucht, unsere Beziehung zu retten. Schlussendlich mussten wir einsehen, dass es nicht mehr funktioniert. Das Gute ist, dass es nie böses Blut zwischen uns gegeben hat und auch jetzt nicht gibt. Es gab auch keinen neuen Partner oder jemand hat sich neu verliebt, wir sind außeinander gegangen, weil wir gemerkt haben, dass es nicht mehr passt. Und unsere Kinder haben es auch erstaunlich gut aufgenommen, wir teilen uns das Sorgerecht und unternehmen immer noch viele Dinge gemeinsam. Darüber bin ich wirklich happy, ich weiß, es hätte auch anders sein können.

Louis, 35 Jahre alt, seit 5 Monaten getrennt, eine 2-jährige Tochter

Für mich kam die Trennung von meiner Freundin sehr unerwartet. Sie hat sich getrennt, weil sie gerade Zeit für sich braucht und unsere Beziehung überdenken muss. Wir sind seit drei Jahren zusammen, Leonie kam vor 2 Jahren auf die Welt. Wir hatten nicht geplant, so schnell ein Kind zu bekommen, haben uns aber sehr gefreut und waren glücklich darüber. Das erste Jahr als Eltern war hart, Leonie war sehr oft krank und hat viel geschrien, wir waren oft fertig mit den Nerven. Zeit für uns blieb da selten. Ich denke immer noch, dass sie es mir übel genommen hat, dass ich Vollzeit arbeiten war, während sie mit der Kleinen zuhause geblieben ist. Sie war immer richtig wütend, wenn ich nach einem vollen Tag im Büro kurz einmal ein bisschen Pause machen wollte.

Sie fühlte sich nicht genug unterstützt

Im zweiten Jahr wurde es besser, Leonie jetzt am Vormittag im Kindergarten und meine Freundin hat wieder angefangen, ein paar Stunden zu arbeiten. Und dann plötzlich diese Trennung.

Am meisten Angst habe ich davor, dass ich meine Tochter nicht mehr sehen darf. Väter haben in Österreich überhaupt keine Rechte, man ist immer im Nachteil. Zurzeit nähern wir uns wieder ein bisschen an, ich hoffe wirklich, dass wir wieder zueinander finden. Alleine des Kindes wegen.

Maria, 48 Jahre alt, 2 erwachsene Töchter

Meine Scheidung ist schon fast 10 Jahre her. Meine beiden Töchter waren zu dem Zeitpunkt auch schon erwachsen, eine bereits ausgezogen. Unsere Scheidung war nicht besonders schön, mein damaliger Ehemann hat eine neue Frau kennengelernt und für sie unsere ganze Familie aufgegeben. Jetzt, mit ein paar Jahren Abstand, ist mir klar, dass in unserer Ehe nicht alles rosig gelaufen ist, dass es Signale gab. Aber damals hatte ich den Eindruck, wir wären die perfekte Familie. Ich habe letztens erst mit meinen Töchtern gesprochen, wie sie die Scheidung erlebt haben. Für die Jüngere, sie war damals 18 und wohnte noch zuhause, war es schlimmer als für die Ältere, die bereits augezogen war.

Nicht besonders vorbildlich verhalten…

Mein Ex und ich haben uns auch nicht vorbildlich verhalten, es fielen viele böse Worte und es wurde geschrien, das hat die jüngere Tochter natürlich alles mitbekommen. Ich habe es auch nicht geschafft, nur gut über meinen Ex vor meinen Töchtern zu sprechen. Für mich war er der Zerstörer der Familie und das sollten sie wissen. Im Nachhinein bin ich sehr froh, dass sie damals nicht jünger waren. Mein Verhalten hätte sie wahrscheinlich mehr geprägt und wer weiß, wie die Beziehung zu ihrem Papa jetzt wäre. Beide brauchten zu Beginn ein paar Wochen, um zu verstehen, was da gerade passiert ist, sie waren wütend und haben den Kontakt zum Vater abgebrochen. Doch das hat sich gelegt, sie haben es mit der Zeit verstanden und auch mein Ex und ich haben jetzt ein freundschaftliches Verhältnis. Doch das hat gedauert, ein Betrug wirkt lange nach.

Durch schwierige Lebenssituationen muss man nicht alleine durch. Die Non-Profit-Organisation RAINBOWS hilft Kindern und Jugendlichen in stürmischen Zeiten – bei Trennung, Scheidung oder Tod naher Bezugspersonen. Im Zentrum ihrer Arbeit und Bemühungen stehen Kinder und Jugendliche. Durch die Unterstützung der Kinder und Jugendlichen erfahren auch die Eltern Entlastung in einer Zeit, in der sie selbst sehr belastet sind.