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Vicci & Andi mit ihren Kids Hanna & Tommy aus Niederösterreich.

Wer sind wir? Andi und Vicci, unsere zwei Kinder (Tommy, 4 Jahre und Hanna, 8 Monate) und zwei Labradors (Luna und Nala). Wir leben in einem idyllischen Einfamilienhaus am Stadtrand mit Garten und fahren VW. Romantisch nicht?

Und hier unsere Geschichte als Eltern: Unser Sohn schlief die ersten zweieinhalb Jahre seines Lebens im besten Fall zwei Stunden am Stück. Egal, ob Tag oder Nacht. Kein Schreibaby – aber eben ein Wachbaby. Das bringt einen als Elternteil an seine Grenzen. Wer noch niemals an Schlafentzug gelitten hat, der kann sich hier bestätigen lassen, ja, es ist eine Art von Folter. Wir arbeiteten beide nach einem Jahr wieder Vollzeit. Wir waren am Ende.

Familienidyll vs. Realität

Was ist also die Wahrheit, wie ist es so – als Eltern? Hier die Realität: Es ist stressig, sogar sehr. Wir streiten, sogar oft. Wir sind planlos, ständig. Wir möchten uns am liebsten allein ins Ausland absetzen, viel zu oft. Und das hier ist auch die Realität: Wir lieben unsere Kinder. Wir lieben unsere Ehe. Wir lieben unsere Jobs. Wir lieben unser Leben. Wie passt das zusammen? Ständig gestresst und genervt zu sein, aber trotzdem glücklich. Weil es ist, was es ist und das ist echt. Wir spielen uns nichts vor. Wir stecken nicht zurück. Nicht als Eltern, nicht als Partner, nicht als Mann, nicht als Frau. Wir lassen alle und alles so sein, wie es nun mal ist und wie es sich einfach gut anfühlt.

„Es ist, was es ist – nicht mehr und nicht weniger. Als wir das erkannten, begriffen und zuließen, wurde unser Leben als Familie um so viel einfacher.“

– Vicci & Andi –

Gerechte Aufteilung?

Ein Beispiel: Andi liebt und lebt Sport. Er geht mindestens drei Mal die Woche trainieren. Meistens abends. Manchmal, wenn die Kinder schon schlafen, manchmal, wenn sie noch wach sind. Er tut das für sich und ja, manchmal ist es anstrengend, wenn der 4-jährige nicht alleine schlafen möchte, das Baby aber zur gleichen Zeit schreit. Ungerecht, weil Vicci diese freien Abende nicht hat? Wahrscheinlich ja. Vicci arbeitet drei Mal die Woche ganztags weil sie ihren Job liebt. Ja, sie könnte von zu Hause aus arbeiten, aber sie fährt in der Früh ins Büro, weil sie dort ihre Ruhe hat und diese Zeit genießt. Für Andi bedeutet das, mit einem oder eben zwei Kindern allein zu Hause zu sein, manchmal auch den ganzen Tag. Ungerecht, weil Vicci ja auch zu Hause arbeiten könnte? Wahrscheinlich ja. Vieles ist ungerecht, ungleich aufgeteilt, der eine hat mehr Freiheiten, der andere weniger. Die Kinder müssen zurückstecken, der Partner muss zurückstecken, die Arbeit muss zurückstecken, die Freunde müssen zurückstecken. Aber das ist das Leben. Und es ist nun mal, was es ist.

Es ist, was es ist

Was wir als Familie und als Eltern gelernt haben und was uns das Leben so viel einfacher macht, seitdem wir es zulassen, ist genau diese Erkenntnis – es ist, was es ist. Ohne Bedingungen, ohne Anschuldigungen, ohne Bewertung und ja, manchmal auch ohne Kompromisse. Wir nehmen unsere Kinder so wie sie sind, wir nehmen uns als Partner so wie wir sind, wir nehmen den Alltag so wie er ist. Das mag jetzt einfach klingen, aber es ist manchmal schwer zu akzeptieren und auch umzusetzen.

Ein Beispiel aus dem Alltag

Wir als Eltern legen viel Wert darauf, gemeinsam am Tisch zu frühstücken. Unser Sohn möchte im Wohnzimmer vor dem Fernseher frühstücken. Das könnte nun und hat auch oft genug im Streit geendet. Oder in langen Wenn-Dann-Verhandlungen. Mittlerweile lassen wir ihn im Wohnzimmer frühstücken. Seit diesem „Zugeständnis“ entscheidet er sich immer öfters bewusst dafür, sich zu uns an den Tisch zu setzen. Wir als Eltern haben zurückgesteckt. Es gab keinen Kompromiss. Es ärgert uns oft, aber es freut uns umso mehr, wenn er sich aus „freien Stücken“ zu uns setzt. Es fühlt sich gut an und deshalb machen wir es. Erziehung, Beziehung, Regel, Konsequenz – hin oder her. Es ist was es ist.

Und das ist es, das Erfolgsrezept unserer Familie: Es ist, was es ist – sagt die Liebe. Und am Ende ist es genau das, was eine Familie und die Elternschaft ausmacht – so einfach – so banal – Liebe.

Es ist Unsinn, sagt die Vernunft.
Es ist, was es ist, sagt die Liebe.
Es ist Unglück, sagt die Berechnung.
Es ist nichts als Schmerz, sagt die Angst.
Es ist aussichtslos, sagt die Einsicht.
Es ist, was es ist, sagt die Liebe.
Es ist lächerlich, sagt der Stolz.
Es ist leichtsinnig, sagt die Vorsicht.
Es ist unmöglich, sagt die Erfahrung.
Es ist, was es ist  –  sagt die Liebe.

– Erich Fried –