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Sebastian & seine Tochter Valentina aus Wien.

„Gesamt habe ich drei Kinder: Die älteste Tochter ist bereits acht Jahre und lebt mit ihrer Mama in Peru. Trotz der Distanz sehe ich sie mehrere Wochen im Jahr. Meist verbringen wir nämlich den Winter in Kolumbien und haben dort auch die Möglichkeit, schnell für ein paar Tage ins Nachbarland zu fliegen. Die zwei jüngeren Kinder sind beide drei Jahre alt. Aber nein, sie sind keine Zwillinge und sie sind auch nicht durch einen Seitensprung entstanden (lacht). Ich habe meinen Samen einem befreundeten gleichgeschlechtlichen Paar zur Verfügung gestellt. Zeitgleich wurde meine Frau – bald Ex-Frau – von mir schwanger. Die beiden Kinder hatten sogar denselben Geburtstermin.“

50% alleinerziehender Papa

„Seit etwa einem dreiviertel Jahr habe ich für meine 3-jährige Tochter Valentina zu 50% das Sorgerecht. Sie wohnt also auch drei bis vier Tage pro Woche bei mir. Die größte Herausforderung, neben der zeitlichen und organisatorischen Komponente, ist dabei die Konfrontation mit mir selbst. Ein Kind ist wahrhaftig und zeigt einem Lügen gnadenlos auf. Eine weitere Challenge ist es, wieder eine Beziehung einzugehen. Mit Valentina ist alles so erfüllend, dass ich mehr gerade nicht brauche.“

Fähigkeitserweiterung: Valentina als meine Lehrerin

„Zuvor war ich „nur“ der erfolgreiche Papa, der abends nach Hause gekommen ist und freudig begrüßt wurde. Jetzt zeigt mir meine kleine Tochter die Welt aus einer neuen Perspektive – sie hat einen anderen Blickwinkel und lässt mich daran teilhaben. Sie geht konzeptlos und mit Freude an die kleinen Dinge des Lebens heran. Valentina hat mir gelehrt, sorgenfrei im Moment zu leben und ehrliche Liebe angstfrei zu zeigen. Sie hat die Kreativität wieder in mir hervorgeholt – seither singe und tanze ich auch viel mehr. Meine persönliche Veränderung widerspiegelt sich auch in meinem unternehmerischen Alltag. Mein Team meinte, ich sei weicher und demütiger. Ich empfinde es als Entlastung – das große Ego ist auf Dauer nämlich ziemlich anstrengend. Die Fähigkeitserweiterung erstreckt sich jedoch auch auf  den klassischen Alltag mit Kind: Kochen, Wickeln, Wäsche waschen & Co. Fähigkeiten, mit denen ich zuvor alles andere als vertraut war (lacht).“

Erziehung zwischen Liebe & Sanktion

„Mein Erziehungsgrundsatz beruht auf „Liebe das Kind konditionslos, sanktioniere Verhalten radikal“. Das bedeutet, dass ich nie mit Liebesentzug sanktioniere, sondern die Liebe immer gleichbleibt. Hingegen wird das Verhalten sanktioniert.

Es gibt Grenzen und diese geben Valentina auch Klarheit. Jedoch, wenn sie es geschickt & charmant angeht, dann gibt es auch Ausnahmen. Grenzen sind hier, um gebrochen zu werden – so ist es doch später im Leben auch. Außerdem will ich, dass sie Selbstverantwortung übernimmt und Probleme selbst zu lösen versucht. Mein Credo: „Entwickle eigene Strategien, um Situationen zu lösen“. Ich bin nicht hier, um ihr alles abzunehmen – ich schreite ein, wenn es aussichtslos ist oder sie sich ohnmächtig fühlt. Dennoch will ich ihr das Leben spielerisch zeigen und sie so lange wie möglich von Strukturen fernhalten, die Kreativität töten.“

„Liebe das Kind konditionslos, sanktioniere Verhalten radikal. Das bedeutet, dass ich nie mit Liebesentzug sanktioniere, sondern die Liebe immer gleichbleibt.“

– Sebastian –

Wenn aus der Samenspende Leben wird

„Vor einigen Jahren wurde ich von zwei Freundinnen zum Frühstück eingeladen. Ich hatte schon so ein gewisses Bauchgefühl – meine Intention sagte es mir… also sprach ich es aus: „Ihr wollt meinen Samen“. Sie dachten, sie hörten nicht richtig – konnten gar nicht glauben, was ich soeben zu ihnen gesagt hatte. Aber ich lag richtig. Ab jenem Zeitpunkt verhandelten wir 1,5 Jahre über die Konditionen, bevor ich einwilligte. Wir waren uns einig, dass ich einen Bezug zum Kind haben sollte, dennoch rechtlich nicht der Vater sein würde. Meine größte Sorge war, dass ich mich in dieses Kind „verlieben“ würde, wie in das eigene. Mittlerweile ist der Junge drei Jahre alt, lebt mit seinen beiden Mamas in einem Vorort von Wien und nennt mich Papa. Dennoch führen wir eine Onkel-Neffen-Beziehung, würde ich sagen. Wir sehen uns 1x monatlich und verbringen als große Familie Zeit gemeinsam. Es wird sich bestimmt noch ändern, wenn der Junge aktiv eine Vaterfigur suchen wird …“

Interview mit Sebastian im Februar 2021.

Für wen Sebastian Samenspender war? Findet es heraus und lest ihre Story