Warum auch Eltern sich bei ihren Kindern entschuldigen sollten
Wenn ich an meine Kindheit zurückdenke, dann kann ich mich nicht erinnern, dass meine Eltern sich jemals für ein Fehlverhalten ihrerseits bei mir entschuldigt hätten.
Besser gesagt – ich erinnere mich nicht daran, dass meine Eltern überhaupt jemals einen Fehler gemacht hätten.
Das Bild der unfehlbaren Eltern
Man gewinnt den Eindruck, dass die Generationen an Eltern vor uns, das Bild der „unfehlbaren Eltern“ hochgehalten haben. Mir wäre auch als Kind niemals eingefallen, das zu hinterfragen. Meine Eltern haben gewusst, wie alles geht und das, was sie gesagt haben, war mit Sicherheit richtig. Aber war das wirklich so?
Jetzt als Mutter erwische ich mich öfters dabei, dass ich zu meinen Kindern etwas sage oder tue, das im Nachhinein betrachtet eigentlich nicht in Ordnung war.
– Vicci –
Ein konkretes Beispiel. Mein Sohn ist, in allem was er tut, sehr fordernd. Er hinterfragt alles, will alles genau verstehen, ausprobieren, testen – wie das Kinder nun mal machen. Eben auch dann, wenn wir es sehr eilig haben, ich etwas anderes geplant habe, als er gerade machen will oder ich bereits weiß, dass das, was er da probieren möchte, einfach nicht klappen kann. Natürlich ist mir klar, dass es wichtig ist, dass er Dinge ausprobieren kann, selbst die Erfahrung macht und daraus lernen.
Irgendwann hat man einfach keine Geduld mehr
So, nun aber mal Hand aufs Herz. Wenn man am Abend abgehetzt von der Arbeit kommt, das zweite Kind schreiend durchs Haus läuft, der Mann einem etwas Wichtiges erzählen will, man gerade nebenbei das Abendessen kocht und jetzt der Sohn auch noch ausprobieren möchte, ob das Soda mit dem Zitronensaft wirklich übergeht, wenn man die Zitrone schnell reinleert, dann – NEIN – habe ich die Geduld dafür nicht. Und – JA – dann schreie ich mein Kind an und zwar in diesem Wortlaut „Warum muss mit dir immer alles so anstrengend sein!“ Paukenschlag, schlechte Mutter, pädagogisch bedenklich, ganz weit oben auf der „Was man als Mutter ja nicht tun soll“ Liste.
Aber ganz ehrlich, ich bin halt auch nur ein Mensch! Menschen machen Fehler, auch, wenn wir es besser wissen. Das ist eine Tatsache.
Wie ich versuche, es besser zu machen
Jetzt aber zum wichtigen Teil. Wenn sich die Wut gelegt hat und ich am Abend meinen Sohn ins Bett bringe, dann entschuldige ich mich bei meinem Kind und sage zu ihm: „Es tut mir leid, dass ich dich so angeschrien habe. Das war echt nicht in Ordnung von mir.“ Ende. Kein „… aber ich war gestresst, ich hab‘s nicht so gemeint.“ oder oder. Eine klare, ehrliche Entschuldigung. Ohne, dass ich mein Verhalten relativiere. Für die Generation unserer Eltern undenkbar, diese „Schwäche“ zu zeigen, sich bei den Kindern zu entschuldigen, denn „der tanzt dir sonst ja nur auf der Nase herum“.
Manchmal braucht es eine klare, ehrliche Entschuldigung. Ohne, dass ich mein Verhalten relativiere.
– Vicci –
Ich sehe das nicht so. Ich möchte, dass meine Kinder zu verantwortungsvollen Erwachsenen werden, die sich Fehler eingestehen können. Die erkennen, wenn sie einen Fehler gemacht haben und dafür die Verantwortung übernehmen. Und wie wir wissen, lernen Kinder nicht durch Bestrafung oder Bestechung, sondern am eigenen Vorbild.
Denn liebe Mamas und Papas da draußen, jetzt kommt die Win-Win Situation bei der Sache. Es tut gut, sich zu bei seinen Kindern zu entschuldigen. Ganz ehrlich, es tut richtig gut. Man muss nicht auf Biegen und Brechen stark sein um, ja was eigentlich, zu beweisen. Vielleicht, dass man unfehlbar ist? Aber wer ist das schon?
Probiert es aus – für mich war diese Erfahrung ein echter Augenöffner. Ich hoffe, für euch auch!
Eure Vicci
Wir sollten als Eltern auch in diesem Zusammenhang eine Vorbildfunktion übernehmen und unseren Kindern zeigen, dass auch wir Fehler machen und dass das etwas Normales ist.
Das niemand unfehlbar ist und dass es gut tut, sich dafür zu entschuldigen.
– Vicci –
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