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Was tun, wenn sich die Corona-Zeit auf die Arbeitssituation auswirkt? Wie lassen sich Homeschooling, Selbstständigkeit und gelebte Nachhaltigkeit in den Familienalltag integrieren? Teresa, 40 Jahre, verheiratet und Mutter von zwei Söhnen (5 und 7 Jahre) schafft es, die Balance zu halten.

Pandemie – Auswirkungen auf Familie und Arbeit

Teresa ist sich sicher – das tägliche Dilemma in Zeiten der Pandemie (und auch davor und danach ist es logistisch herausfordernd) – kennen alle Eltern: Kochen, Waschen, Homeschooling, für sportliche Betätigung der Kids sorgen, für soziale Kontakte sorgen oder jetzt eben ersetzen und nebenbei noch die Arbeit oder Karriere ankurbeln. Von den Begleiterscheinungen der Pandemie seien alle müde, Frauen wie auch Männer, im Familienalltag und in der Arbeitswelt. Der Virus gendert nicht! Vor der Pandemie ging Teresa einer Arbeit im Angestelltenverhältnis nach und war nebenbei selbstständig. „Mit Kindern strebt man nach Sicherheit, ein Angestelltenverhältnis bietet einem dieses Sicherheitsnetz“, gibt sie zu. „Es ist kräfteraubend, Arbeit und Familie gerade während der Pandemiezeit unter einen Hut zu bringen. Man hat ständig das Gefühl, einen Bereich zu vernachlässigen“.

Selbstständigkeit verdrängt Teilzeitarbeit 

Teresa spricht das Problem, das mit einer Teilzeitarbeit einhergehen kann, offen an: Als Teilzeitarbeitende/r werde man in Führungspositionen benachteiligt, das sei auch kein Genderproblem: „Ich bin sicher, viele Väter würden gerne in Teilzeit arbeiten, Führungsjobs sind in diesem Arbeitsausmaß aber nicht erwünscht, Mann und Frau befinden sich am Abstellgleis!“ Teresa holt weiter aus: „Wer sagt, dass man mit 32 Wochenstunden kein Team leiten kann? Und es ist zudem enttäuschend, wenn einem als Schwangere alles abgesprochen wird, man hat einem ja nicht das Hirn amputiert, nur weil man ein Kind bekommt!“.

Der Wendepunkt

Mitten in der Pandemie kam dann der Wendepunkt: „Es gab einen Punkt in meinem Leben, an dem ich mich entscheiden musste, ob ich so weiter machen und unglücklich sein will, oder mich bewusst dagegen entscheide“. Es sollte schließlich zu 100% die Selbstständigkeit sein! Sie gründete ihr Consulting Unternehmen TBS Consulting. Ohne Unterstützung (zeitlich und emotional) durch ihren Ehemann und die Großeltern wäre das nicht möglich. Die Kinder finden es super: „Mama ist jetzt unser Chef und ihr eigener!“

Ich bin sicher, viele Väter würden gerne in Teilzeit arbeiten, Führungsjobs sind in diesem Arbeitsausmaß nicht erwünscht, Mann und Frau befinden sich am Abstellgleis!

– Teresa –

Homeschooling mit Oma in der ersten Klasse

Teresas größerer Sohn besucht die erste Klasse Volksschule. Nach den ersten sechs Wochen Präsenzunterricht startete der virtuelle. Für den Sohn kein Problem, er kennt es ja nicht anders. Homeschooling stellt eher für Teresa eine Herausforderung dar und zwar dahingehend, einen strukturierten Weg zu finden, wie die Schularbeiten am besten erledigt werden können. Aber Teresa hat Glück, sie kann auf ihre Mutter zurückgreifen.

Selbstständigkeit
Geduld und Zeit

Die Oma hat die Geduld und Zeit, den Jungen bei seinem virtuellen Lernen zu unterstützen, worüber Teresa sehr dankbar ist: „Ich bin als Mutter zu ungeduldig, frage mich ständig: Warum macht er das jetzt nicht so, könnte man einen anderen Weg zur Aufgabenlösung finden? Als Mutter sieht man die Dinge durch eine andere Brille. Man braucht schon ein ganzes Dorf, ein Kind zu erziehen und plötzlich hat man keines zur Verfügung. Ich befinde mich in der glücklichen Lage, eine so tolle Oma (und Mama) zu haben, die mir unter die Arme greift.“

Nachhaltigkeit – kein Modewort

Für Teresa und ihre Familie bedeutet Nachhaltigkeit eine ganzheitliche Betrachtung in Bezug auf ihr Handeln und wie sie ihr Leben gestalten möchten. Nachhaltigkeit geht für sie nicht mit Verboten einher. Sie konzentrieren sich darauf, den richtigen Weg zu finden. Sie wollen nicht perfekt sein, aber ihren Beitrag leisten: „Für die Kinder ist es ein schönes, aber auch wichtiges Gefühl, dass auch sie in ihrem kleinen Rahmen Dinge tun können, die Auswirkungen haben.“

Zugang zur Natur

Die Kinder lernten diesen natürlichen Zugang zur Natur bereits im Kindergartenalter: „In diesem Alter besitzen die Kinder noch die natürliche Fähigkeit, eine Verbindung herzustellen. Ich habe ihnen erklärt, dass man respektvoll mit anderen Menschen, unseren Ressourcen und unserem Planeten umzugehen hat.“ Mit den Kindern hält sie sich viel in der Natur auf. Dann wird gepflanzt, beim Wachsen zugesehen, was daraus entsteht. In der Familie wird sehr viel über Nachhaltigkeit gesprochen, es ist Teil ihres Lebens. Die Kinder wachsen in einer Selbstverständlichkeit damit auf.

„Wassermelone im Winter? Die ist zu weit gereist!“

Dass Nachhaltigkeit in ihr Alltagsgeschehen mit einfließt, ist für Teresas Kinder ganz normal: So wird z.B. die Wassermelone im Winter nicht gekauft. Wie ihre Jungs das erklären? „Die ist zu weit gereist!“ Ihre Kinder trauen sich auch, im Geschäft nachzufragen, woher z.B. das Plastikspielzeug stamme, welche Inhaltsstoffe drin sind, ob es auch so weit gereist sei und ob die Menschen, die es herstellten, wohl ordentlich bezahlt worden seien.

Die Geschichte hinter Billigprodukten

Teresa findet es super, dass ihre Kinder Dinge hinterfragen. Sie wissen, dass bei Billigprodukten meist eine Geschichte dahintersteckt und lernen so, bewusste Entscheidungen zu treffen. Stolz ist der Große, wenn er sein Wissen den Schulfreunden weitergeben kann. Dann wird den Freunden erklärt, warum es besser sei, eine Jausenbox oder das gut riechende Bienenwachstuch zu verwenden. Es sind auch die kleinen Dinge des Alltags, auf die ihre Kinder achten: So wird beim Spazierengehen der Müll aufgehoben, denn es könnte dem Boden schaden oder Tiere sich daran verletzen.

Seid mutiger, sprecht bei Problemen ruhig die Dinge offen an und seid stolz auf euch! Stolz, euch bewusst für Kinder entschieden zu haben. Es ist keine Aufgabe, die nebenbei erledigt wird; das zu sagen, ist in Ordnung und notwendig, zuzugeben. Es zählt der Wert, den wir in die Gesellschaft einbringen, nämlich, Kinder zu haben und mit ihnen verantwortungsvoll gemeinsam zu wachsen.

– Teresa –

„Eltern – seid mutig!“

Was Teresa Eltern mit auf den Weg geben möchte, ist: „Seid mutiger, sprecht bei Problemen ruhig die Dinge offen an und seid stolz auf euch! Stolz, euch bewusst für Kinder entschieden zu haben. Es ist keine Aufgabe, die nebenbei erledigt wird; das zu sagen, ist in Ordnung und notwendig, zuzugeben. Es zählt der Wert, den wir in die Gesellschaft einbringen, nämlich, Kinder zu haben und mit ihnen verantwortungsvoll gemeinsam zu wachsen.“

Interview mit Teresa im April 2021.

Anmerkung der Redaktion: Kathrin hatte eine ähnliche Story zu diesem Thema, hier mehr dazu lesen.