Lesezeit: 4 Minuten
Meine persönliche Still-Story
Kein Thema ist so brisant…

Diese Frage habe ich mir so oft gestellt und kann klar sagen: Nein! Kein Thema erscheint mir so brisant, wenn man das erste Mal ein Baby bekommt wie das Thema Stillen. Informiert man sich als werdende Mutter, scheint einfach alles auf das Gelingen des Stillen zurückzuführen zu sein: Bindungsverhalten, spätere Veranlagung zu Über- oder Untergewicht, psychische Probleme, Allergien uvm.

Ich möchte diesem Beitrag vorwegnehmen, dass ich hier keine wissenschaftliche Abhandlung zum Stillen verfasse, sondern meine persönlichen Erfahrungen und Meinungen teile, um anderen werdenden Müttern da draußen ein bisschen den Druck zu nehmen, den sie sich vielleicht machen, bzw. den ich mir damals gemacht habe. Vielleicht klappt‘s dann auch mit dem Stillen besser, wer weiß.

Ich wollte meinen Sohn um jeden Preis stillen…

Also, nun zu meiner persönlichen Still-Story. Ich wollte meinen Sohn um jeden Preis stillen, den ich wusste ja, wie wichtig das laut Recherche ist. Ich habe dazu viel gelesen, mir Erfahrungen eingeholt, eine private Hebamme, die gleichzeig Stillberaterin war, ausgewählt und war bereit, das mit dem Stillen sollte jetzt super klappen. Mein Sohn kam mit über 4kg zur Welt, war gesund und munter, sillbereit – nur ich war es nicht. Ich dachte, ich wäre es. Wirklich. Ich probierte die unterschiedlichsten Anlegetechniken und Brustmassagen, zuerst gar nicht abpumpen, dann doch abpumpen, Stillhütchen, Tees und was weiß ich noch alles, aus. Am Ende hatte ich mein wunderschönes Baby im Arm, das ich irgendwie nie satt zu bekommen schien, es weinte, ich weinte selbst vor Schmerzen und machte mir Vorwürfe, weil es einfach nicht klappen wollte. Nicht im Krankenhaus, nicht zu Hause, einfach nicht.

Es muss gar nichts, wenn man Mutter ist…

Ich zähle grundsätzlich zu den eher ungeduldigen Menschen, eventuell hätte ich noch drei oder vier oder fünf Wochen durchhalten müssen, aber nach drei Wochen ständigem Anlegen, doch anders Anlegen, zwischenfüttern, wieder anlegen und, und, und – war ich am Ende. Ich wollte einfach nicht mehr und ich entschied für mich, für meinen Sohn, für uns beide – das wars. Wir steigen auf Fläschchen um.

Ich erinnere mich an den Abend, als ich es entschied. Als ich guten Gewissens ein Fläschchen anrührte und er seelenruhig in meinem Arm lag, zu mir aufblickte, genüsslich trank und wir beide unseren Frieden hatten. Da wurde mir klar – das ist unser Weg – für uns ist das hier, genau richtig.

Mit dieser Story möchte ich niemanden dazu ermutigen, nicht zu stillen oder die Vorteile des Stillens untergraben, nein wirklich nicht, ABER ich möchte den Müttern den Druck nehmen, dass es sein muss. Das muss es nämlich nicht. Es muss nämlich gar nichts, wenn man Mutter ist.

Beide Kinder gesund und munter…

Verlasst euch auf euer Bauchgefühl. Verlasst euch darauf, dass ihr wisst, was das Beste für euch und für euer Baby ist. Wenn es das Stillen ist, ist es gut, aber wenn es das nicht ist, seid ihr keine schlechten Mütter. Ich kenne Frauen, die sich Monate mit dem Stillen gequält haben und sich dabei fast selbst verloren haben, nur um den Druck gerecht zu werden, dass jede Frau stillen können muss.

Ich persönlich sehe die erste und wichtigste Regel der Mutterschaft: Geht es der Mutter gut, geht es dem Baby gut. In allen Zusammenhängen und auch beim Stillen.

P.S. Übrigens war auch meine 2. Kind (meine Tochter) ein Fläschchen Baby. Ich hatte es auch bei ihr mit dem Stillen probiert, landete aber wieder beim gleichen Ergebnis. Beide Kinder sind zum heutigen Tag gesund und munter, haben keine Allergien oder sonstigen gesundheitlichen Probleme *Klopf auf Holz*. Ich hoffe, das bleibt so.