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Artgerechte Erziehung und Selbstständigkeit

Franziska ist 32 Jahre alt, Sozialwissenschaftlerin und ist seit 11 Jahren mit ihrem Partner zusammen. Im Juli 2021 hat ihre Tochter das Licht der Welt erblickt und der Familie eine neue Dimension gegeben: Von 3D zu 4D.  

Das Modell der Selbstständigkeit

Mama wollte Franziska  immer schon werden. Nur einen Plan, wie, wo, wann das stattfinden soll, hatten sie und ihr Partner nicht. Sie haben sich ganz auf ihre Intuition verlassen und darauf vertraut, dass alles, was passiert, seinen Sinn und seine Berechtigung hat. Franziska war schon vor ihrer Tochter selbstständig und hat sich kurz vor der Schwangerschaft noch einmal umorientiert. Der Fokus sollte mehr auf ihr selbst liegen, sie hat sich dazu entschieden, ihre Erkenntnisse aus den Sozialwissenschaften als Autorin und Vortragende an die Frau und den Mann zu bringen. Und mit diesem Weg fühlt sie sich derzeit zu 100% angekommen.

Zeitmanagement

In Sachen Zeitmanagement als frischgebackene Eltern ist die Selbstständigkeit natürlich ein sehr hilfreiches Modell. Franziska hat nie wirklich eine Trennlinie zwischen Arbeit- und Privatleben gezogen. Sie hat Spaß daran, sich beruflich zu verwirklichen und identifiziert sich stark mit ihrer Arbeit. 

Das ist auch einer der Gründe, warum Franziska relativ schnell nach der Geburt wieder ihre Tätigkeit aufgenommen hat. Dienstag ganztags und Mittwochnachmittag sind ihre Arbeitszeiten, natürlich noch im Beisein des Babys, aber das funktioniert ganz gut, auch durch die Unterstützung des Partners. Ein paar Wochen nach der Geburt begann sie sich wieder um ihre Selbstständigkeit zu kümmern. Sie liebt ihre Arbeit und ihre Rolle als Mama gleichermaßen. 

Artgerechte Erziehung

Ein Freund sagte einmal zu mir: Bevor er Kinder bekommen hat, hat er die Welt in 3D wahrgenommen, jetzt als Papa nimmt er sie in 4D wahr. Diese Aussage ist mir im Gedächtnis geblieben.

Franziska –

Der gemeinsame Weg zur Selbstverwirklichung

Viele Eltern sind der Meinung, dass man sich erst selbst zu 100% gefunden haben muss, bevor man sich entschließt, ein Kind in die Welt zu setzen. Franziska versteht diesen Gedankengang, ist aber der Meinung, dass es so gut wie unmöglich ist, ab einem gewissen Zeitpunkt fertig mit der Selbstfindung zu sein. Sie findet es viel schöner, dass ihre Tochter jetzt gemeinsam mit ihr diesen Weg geht und sie auf ihrer „Ich-Werdung“ begleitet. Franziska will ihrer Kleinen zeigen, dass man nicht an einem bestimmten Zeitpunkt in seinem Leben ein „fertiger Mensch“ sein muss, sondern, dass man sich das ganze Leben lang entwickelt. Und je früher einem das klar ist, desto mehr wird gesellschaftlicher Stress und Druck vermindert und man kann freier leben. 

Eine neue Dimension

Natürlich hat sie sich die Frage gestellt: Wie ist das so als Mama? Werde ich mich stark verändern? Man hat Rollenbilder im Kopf, von allen Seiten bekommt man zu hören, dass man jetzt ein anderer Mensch wird und die neue Situation das eigene Leben auf den Kopf stellen wird. Das hat Franziska nicht so wahrgenommen. Denn bis zu einem gewissen Grad ist sie natürlich immer noch dieselbe Person wie vorher. Probleme oder Unsicherheiten, die man vorher hatte, verschwinden nicht einfach so, nur, weil man Mama geworden ist. Positive Veränderungen haben sich jedoch schon bemerkbar gemacht: man erfährt von einer Stärke und Energie, die man zuvor so von sich selbst vielleicht noch gar nicht kannte.

Alles in 4D

Aber auch ihr Blick auf die Welt hat sich etwas geändert. Ein Freund hat einmal zu ihr gesagt: Bevor er Kinder bekommen hat, hat er die Welt in 3D wahrgenommen, jetzt als Papa nimmt er sie in 4D wahr. Diese Aussage ist Franziska im Gedächtnis geblieben. Es stimmt, seit ihre Tochter da ist, ist eine neue Dimension dazu gekommen, das Leben bekommt noch einmal mehr Qualität und zeigt eine neue Perspektive auf.  

Artgerechte Erziehung
Rollenbilder

Franziska Partner und sie sind ein eingespieltes Team und haben eine tolle Kommunikationsbasis. Bei ihnen gibt es keine klassische Rollenverteilung, in der Erziehung der kleinen Tochter wird alles aufgeteilt, sei es das Ins-Bett-bringen oder das Beruhigen. Franziska traut ihrem Partner alles zu, genauso, wie sie es sich selbst zutraut. Abgesehen vom Stillen kann der Papa alles, was die Mama auch kann. 

Artgerecht Erziehung

Franziska ist der Meinung, dass das, was die Natur vorgibt, Sinn macht und dass man sich davon , was die Kultur vorschreibt, nicht stressen oder verunsichern lassen sollte. Die Kultur gibt einfach viel zu viele Sichtweisen und Regeln vor, an die sich, vor allem Eltern, halten sollen. Vom richtigen Tragetuch bis zur optimalen Schlafenszeit für das Kind über den richtigen Moment für Breinahrung. So entsteht Druck und auch das Gefühl, dass, wenn man diese „Regeln“ nicht einhält, man etwas falsch mache. Davon distanziert Franziska sich, je weniger man auf kulturelle Vorgaben hört, desto mehr kann man das Leben mit seinem Kind genießen. 

Franziska und ihr Partner holen sich immer wieder Ideen aus dem Buch „artgerecht“ von Nicola Schmidt, in dem es um „artgerechte Menschenhaltung“ geht. Babys haben seit der Steinzeit dieselben Bedürfnisse (Nähe, Schutz, etc.), doch unsere moderne Welt passt oft nicht zu diesen Bedürfnissen. Und dabei geht es gar nicht um „Früher war alles besser“, sondern es ist interessant, den Blickwinkel auszuweiten und zu sehen, wie man früher oder auch anderswo Kinder auf die Welt und großgezogen hat.

Ich beobachte in letzter Zeit  immer häufiger, wie die „Schattenseiten“ des Elternseins in den Vordergrund gerückt werden.

Es werden soviel dramatische und schwierige Stories publiziert, die die schönen Erlebnisse verdrängen bzw. das Gefühl aufkommen lassen, dass man es als Mama und Papa immer schwer haben muss.

Und aus Erfahrung kann ich sagen,  dem ist nicht so.

– Franziska –

Let’s skip to the good part

Letztens hat sich Franziska mit einer jungen Mutter auf einer Veranstaltung unterhalten. Schnell sind die Gesprächsthemen zu Fragen und Aussagen wie „Schläft deine auch nicht durch?“ und „Ich habe überhaupt keine Zeit mehr für mich“ gewandert. Franziska beobachtet in letzter Zeit immer häufiger, wie die „Schattenseiten“ des Elternseins in den Vordergrund gerückt werden. Es werden soviel dramatische und schwierige Stories publiziert, die die schönen Erlebnisse verdrängen bzw. das Gefühl aufkommen lassen, dass man es als Mama und Papa immer schwer haben muss. Und dem ist nicht so, dass kann Franziska aus eigener Erfahrung sagen.