„Friede-Freude-Eierkuchen“ – und warum das eine Lüge ist
Wenn man Kinder bekommt, hofft man natürlich zuerst einmal, dass sie gesund sind. Dann wünscht man sich vielleicht eher einen Bub oder ein Mädchen und dann natürlich auch irgendwie, dass sie immer glücklich sind. Und ja keine negativen Gefühle erleben müssen.
Was meinen wir mit glücklich?
Dass sie fröhlich und freundlich sind, dass sie offen sind, die Welt erkunden möchten, ein Lächeln auf den Lippen tragen und es ihnen rundum gut geht, positive Gefühle.
Tja, aber dann kommt man drauf, dass das nicht immer so ist bzw. gar nicht sein kann. Denn sind wir uns mal ehrlich, wer ist es denn schon immer fröhlich, freundlich und trägt ständig ein Lächeln auf den Lippen? Und wäre das überhaupt gesund?
Jeder Tag ist anders
Es gibt Tage, an denen ich nicht mal Bock habe aufzustehen. Dann gibt es Tage, da sprühe ich vor Tatendrang. Es gibt Situationen, da lerne ich neue Menschen kennen und sie sind mir von der ersten Minute an sympathisch. Dann gibt es Personen, die sind mir einfach zutiefst zuwider und ich kann nicht mal sagen, warum genau.
Bei Erwachsenen lassen wir diese Dinge zu
Da ist es normal: „Ja, er hat halt heute keinen guten Tag.“ Oder – „Red sie heut besser nicht an, sie ist heut mit dem falschen Fuß aufgestanden.“
Hat das jemals jemand über ein Kind gesagt? Lukas will nicht aus dem Auto vor dem Kindergarten aussteigen und quengelt herum: „Hach Lukas, jetzt führ dich nicht schon wieder so auf.“ Lina weint und will heute nicht mit Clara spielen. obwohl das Play-Date seit Wochen ausgemacht war: „Geh Lina, die Clara hat sich doch schon so auf dich gefreut.“
Oft lassen wir das Unangenehme, die negativen Gefühle, bei unseren Kindern nicht zu.
Warum ist das so?
Und warum finden wir es bei Erwachsenen in Ordnung? Oder besser noch, haben sogar oft noch echtes Verständnis dafür? Wollen den Betroffenen helfen, für sie da sein. Eine richtige Antwort auf diese Fragen habe ich leider nicht. Aber die Gedanken dazu beschäftigen mich.
Und ja, auch mir rutschen solche Sätze immer wieder mal raus. Aber ich versuche, mir so oft es geht bewusst zu machen, dass meine Kinder vielleicht heute einfach keinen Bock auf ihre Kindergartenpädagogin haben, so wie ich manchmal nicht auf meine KollegInnen.
Im Leben ist nicht immer alles „Friede-Freude-Eierkuchen“
Keinen Gusto auf die Nudeln, die sie sonst so gerne essen, so wie ich heute vielleicht keine Pizza möchte, sondern lieber ein Curry.
Die patzige, freche Antwort auf meine nett gemeinte Frage vielleicht keine böse Absicht ist, sondern einfach rausrutscht. So, wie ich meinem Mann manchmal ein, „Nein, jetzt nicht“ hinknalle, wenn ich gerade konzentriert arbeite und er mich dabei „stört“.
Im Leben ist nicht immer alles „Friede-Freude-Eierkuchen“ und das ist auch ok so. Lassen wir negative Gefühle bei unseren Kindern doch auch öfters zu.
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