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3 Kinder von 3 Vätern – Wie das Leben so spielt
 
Wer ich bin

Hey, ich bin Minna*, 48 Jahre alt, Mama von drei Kindern und musste in meinem Leben schon einige Tiefschläge hinnehmen. Von einem Mann, der mich ausnutze und um mein Geld betrog bis zu einem Mann, der parallel eine Beziehung zu einem Mann pflegte – Bis ich vor 17 Jahren endlich die Liebe meines Lebens fand und lernte, mich wieder zu öffnen.

*Name von der Redaktion geändert

Teenager werden Mütter

Ich war 17 Jahre alt, als ich den Vater meines ersten Kindes kennenlernte. Wir trafen uns während meiner Ausbildung zur Kellnerin, er war Soldat und wir hatten dieselben Träume vom Leben und waren sehr verliebt. Mit 18 Jahren wurde ich schwanger, habe meine Lehre beendet und arbeitete in einem Skigebiet. Mein Freund kümmerte sich darum, eine Wohnung für unsere kleine Familie zu finden. Dafür benötigte er immer wieder Geld von mir. Erst im 6. Schwangerschaftsmonat erfuhr ich, dass er das ganze Geld, das er von mir bekommen hatte, im Bordell verjubelt hatte. Es gab keine Wohnung, keine Sicherheit, das Geld war weg. Ich arbeitete noch bis Ende des 8. Monats und zog dann vorübergehend in mein Jugendzimmer im Elternhaus zurück. Meine Eltern und ich verklagten den Vater meines Kindes, kurz vor der Geburt trafen wir im Gerichtssaal aufeinander. Er interessierte sich weder für mich noch für sein Baby. Doch das Gute war, dass er verurteilt wurde und ich mein ganzes Geld wieder zurückbekam.

Ein neuer Lebensabschnitt mit einer ungewöhnlichen Wendung

Mit dem Geld, das ich aus den Gerichtsverhandlungen bekam, konnte ich mir nun eine kleine Wohnung leisten und einrichten. Meine Eltern haben mir geholfen, sonst hätte ich das nicht geschafft, ich war ja jetzt Mama. Langsam ging es wieder bergauf. Einige Jahre später lernte ich einen tollen Mann kennen. Er kümmerte sich gut um mein Kind und mich, wir zogen zu ihm nach Oberösterreich und bekamen ein gemeinsames Kind. Wir haben geheiratet und sechs Jahre lang ging alles gut. Doch dann brachte er einen Mann nachhause. Ich ließ mich auf diese Dreiecksbeziehung ein, weil ich diese Ehe so unbedingt am Leben erhalten wollte. Doch ich war einfach nicht für diese Lebensform geschaffen. Ich musste dieses Geheimnis bewahren, niemand durfte wissen, dass mein Mann bisexuell war und wir so lebten, das war auch gesellschaftlich verpönt.

„Einige Jahre später lernte ich einen tollen Mann kennen. Er kümmerte sich gut um mein Kind und mich, wir zogen zu ihm nach Oberösterreich und bekamen ein gemeinsames Kind. Wir haben geheiratet und sechs Jahre lang ging alles gut. Doch dann brachte er einen Mann nachhause.“

Minna

Mann
Scheidung und Notstandshilfe – Eine schwierige Zeit

Wir ließen uns scheiden und ich zog mit meinen beiden Kindern wieder zurück ins Elternhaus. Es fühlte sich an, als wäre mein ganzes Leben ein einziges Scheitern. Ich kann mich noch erinnern, als ich mit Kindern, Bettwäsche und Dokumenten auf der Autobahn zu meinen Eltern fuhr. Es war, als wäre da ein großes schwarzes Loch. Ich hatte keine Ahnung, was jetzt kommen wird, wo ich leben werde und wie ich das alles schaffen soll mit den Kindern. Der Kleine war zu dem Zeitpunkt 5, die Tochter 8 Jahre alt.

Meine Eltern, Nachbarn und Großeltern haben mir geholfen, eine eigene Wohnung zu finden und wir lebten von Notstandshilfe und den Unterhaltsvorschüssen. Ich lernte, dass man mit knappen Ressourcen auch etwas machen kann. Wenn wir nichts zu essen hatten, machte ich aus Mehl und Wasser Fladenbrote und bestrich sie mit Butter. Es gab Second-Hand-Klamotten und zu Weihnachten packte ich ein paar Matchbox- Autos für den Kleinen ein. Wenn ich heute Bilder aus dieser Zeit sehe, könnte ich heulen, man sieht uns allen an, dass es uns nicht gut ging.

Ich lernte, mit knappen Ressourcen umzugehen. Wenn wir nichts zu essen hatten, machte ich aus Mehl und Wasser Fladenbrote und bestrich sie mit Butter. Es gab Second-Hand-Klamotten und zu Weihnachten packte ich ein paar Matchbox- Autos für den Kleinen ein. Wenn ich heute Bilder aus dieser Zeit sehe, könnte ich heulen, man sieht uns allen an, dass es uns nicht gut ging.

Minna

Die Liebe meines Lebens

Eines Tages zogen neue Mieter in der Wohnung nebenan ein. Es waren viele junge, alternative Leute, sie brachten Lachen ins Haus, trommelten, spielten laut Musik, lachten und fuhren auf Konzerte. Diese Lebendigkeit tat mir gut und steckte an. Ich fuhr mit ihnen auf Festivals, verbrachte mehrere Tage mit einem jungen, bärtigen Typ und erfuhr erst später, dass er 21 war, Zivildiener und im Nachbarort noch bei den Eltern wohnte. Er war 10 Jahre jünger als ich und trotzdem war es ihm ernst mit uns. Zwei Jahre später haben wir geheiratet und ich wurde ein letztes Mal schwanger. Kurz nach der Geburt wäre ich beinahe an einer Gebärmutter-Entzündung gestorben. Es folgten Notarzt, Intensivstation und ein längerer Krankenhaus-Aufenthalt. Dieses Erlebnis hat uns noch fester zusammengeschweißt. Wir sind seit 17 Jahren zusammen, seit 15 Jahren verheiratet.

Meine Kinder

Meine Erstgeborene ist heute 28 Jahre alt, verlobt, Fillialleiterin und renoviert gerade ihr Haus mit ihrem Freund. Kontakt zum Vater hat sie keinen.

Der ältere Sohn ist mit 15 zu seinem Papa nach Oberösterreich gezogen und hat eine Fachschule gemacht, später als Leasingarbeiter gut verdient und studiert nun in Graz Physik. Und der Jüngste ist 15 Jahre alt und als einziges Kind mit seinem Papa aufgewachsen. Er ist mit der Pflichtschule fertig und beginnt bald seine Lehre. Die drei Halbgeschwister lieben sich und unternehmen viel zusammen. Zum Vater meines älteren Sohnes habe ich mittlerweile guten Kontakt, auch die Tochter sagt „Papa“ zu ihm und hat seinen Nachnamen angenommen. Wir sind eine große, harmonische Patchwork-Familie, was lange währt, wird endlich gut.

DANKE LEBEN

Zum ersten Mal lebe ich eine wirklich glückliche, freie, harmonische Langzeitbeziehung, in der ich sein kann, wie ich bin. Ich fühle mich geliebt und freue mich, wenn das Haus voll ist mit den Kindern und deren Freunden, mit Schwägerinnen und Schwiegereltern und Eltern. Mein Mann ist das Beste, was mir jemals passiert ist. Er steht hinter mir, ist ehrlich und loyal, wir haben ein Haus mit großem Garten gekauft und renoviert und die Familie mit zwei Katzen und einem Hund vervollständigt.  DANKE LEBEN. Ich bereue nichts. Heute weiß ich sehr zu schätzen, was ich habe und ich weiß endlich, was LIEBE wirklich ist. Ich habe einen reichen Erfahrungsschatz in mir und trotz alledem nie aufgehört, Menschen zu vertrauen. Allerdings hat es einige Jahre gedauert, bis ich mich in meiner jetzigen Ehe ganz öffnen konnte und wirklich Liebe geben und zulassen konnte. Eine Freundin meinte einmal, ich sei wie eine Muschel, die ihre Perle nur ganz selten zeigt. Und sie hat Recht.

Mann

DANKE LEBEN! Ich bereue nichts. Heute weiß ich sehr zu schätzen, was ich habe und ich weiß endlich, was LIEBE wirklich ist. Ich habe einen reichen Erfahrungsschatz in mir und trotz alledem nie aufgehört, Menschen zu vertrauen.

Minna